Bei Schamanen: Meditation am Gipfel und in der Nacht
Zum Frühstück um 10 Uhr gibt es eine Art Schmalznudel, von der Köchin selbst gebacken und eine Tasse löslichen Kaffee. Dann erhält jeder pro Tag noch eineinhalb Liter Trinkwasser in Plastikflaschen. Ich bin noch etwas durcheinander von der vergangenen Nacht. Buggy verkündet, dass wir heute einen der umliegenden Berge besteigen werden, zur Meditation.

Die Gipfel Meditation
Ich freu mich darauf. Bayaraa geht voran, steil und weglos nach oben. Es ist heiß und wir kommen schnell ins Keuchen und Schwitzen. Zum Glück habe ich mir eine kleine Wasserflasche mitgenommen.
Am Gipfel deutet uns Bayaraa uns zu einer Meditation zu verteilen und uns die Augen zu verbinden. Dabei sollen wir nicht steif und aufrecht wie die Zen-Buddhisten sitzen, sondern entspannt, locker vornübergebeugt, mit leicht hängendem Kopf und falls es uns überkommt mit den Energien mitgehen oder mitwippen. Die Meditation dauert über 40 Minuten während derer er Maultrommel spielt. Sie vergeht wie im Flug.

Wir sollen darüber ein Gefühl für die Energien dieses Ortes entwickeln, die bei jedem auch unterschiedliche Assoziationen hervorrufen, je nach dem Thema das man mitbringt. Jeder berichtet über seine Empfindungen, Bayaraa nickt wissend und kommentiert. Während der nächsten Meditations-Runde spielt einer der Teilnehmer zu Bayaraas Maultrommel zusätzlich noch Flöte. Was für ein wundervolles Erlebnis, diese Meditation auf diesem Gipfel, in der Sonne, fernab von Zivilisation und Alltagsgeräuschen! Gemeinsam mit zwar noch fremden aber ähnlich spirituellen Menschen. Das hat eine unglaubliche Power, trägt mich und weckt große Energien.

Der Abstieg führt durch einen lichten Birkenwald. Zum Abendessen sind wir wieder im Camp.
Nacht Meditation im Wald
Inzwischen ist es stockdunkel. Mit Stirnlampen wandern wir zu einem Pass hinauf. Bayaraa plaziert uns einzeln, und mit großem Abstand. Er führt jeden an einen Platz zwischen den Bäumen am Hang, und lässt ihn dann dort mit verbundenen Augen allein, um eine geraume Zeit lang zu meditieren. Die Geräusche der Nacht, der Wind und die aufsteigende Kälte sind neben den zwiespältigen Energien, die hier zu spüren sind, eine Herausforderung. Loszulassen, Zuzulassen und über seine Grenzen zu gehen.

Dort wo er mich hingeführt hat ist es ziemlich steil und steinig. Ich höre von den Anderen nichts. Nur den Wind und ein Knistern und Knacken um mich herum. Mit der Zeit schlafen mir die Gliedmaßen ein, und auch ich selbst falle immer wieder in Sekundenschlaf, aus dem ich dann erschrocken hochfahre. Plötzlich falle ich vornüber und purzele ein Stück den Hang hinunter. Ich höre ihn laut auflachen. Er war scheinbar gerade ganz in meiner Nähe…
Später erklärt er, dass dort einst ein Schlachtfeld war und dabei die mongolische Armee in einen Hinterhalt geraten war. Gegen zwei Uhr Nachts kehren wir frierend und aufgewühlt zu den Jurten zurück.
Fortsetzung:
- Bayaraas Schamanencamp
- Schamanische Kraftplätze
- die Schamanentrommel
- in Bayaraas Zeremonien Jurte
- die Kleidung des Schamanen
- erste außerkörperliche Erfahrung
- Initiation einer Schamanin
- das Schaf Opfer
- Anrufung vom Ahnengeist
- von Adlern und Geiern
- Rituelle Reinigung
- Magie und Trance
- von Steinen und Heilritualen
- der Berggeist
- die Ausbildung zum Schamanen
- das Schamanenlied
- Feuer und Schutzamulette
- Abschließende Rituale
- Bei Schamanen Übersicht